Önder Kadak, Café Pause im Sasel-Haus
„Mich als Gastronom hat natürlich erstmal der finanzielle Aspekt besondert hart getroffen. Ich hatte ca. 2 Monate zu und das leider auch noch zur besten Saison (März-Juli), da wir traditionell zu dieser Zeit die meisten Veranstaltungen durchführen. Die Schließung des Sasel-Hauses, die gleichbedeutend mit dem Ausfall aller Angebote ist (Sportkurse, Sprachkurse, Kleinkunst, Konzerte und Messen), trifft mich sehr hart.
Überrascht bin ich über die Unterstützung meiner Gäste. Regelmäßig hatte ich kleinere Beträge in Umschlägen (mit mutmachenden Notizen) in meinem Briefkasten. Das ist einfach überragend! Auch der TSV Sasel hat mich unterstützt und somit wieder einmal bewiesen, wie wichtig ein Stadtteilverein für uns ist. Großen Respekt! Auch die Politik hat Ihren Job erledigt und Kleinunternehmer wie uns unterstützt.
Ich hätte mir aber durchaus mehr Kommunikation seitens der Politik, wie auch der Saseler Gewerbetreibenden gewünscht.
Unter den Saselern generell habe ich guten sozialen Zusammenhalt festgestellt und hoffe, dass wir in der Post-Corona Zeit genauso miteinander agieren.“
Robert Plambeck, Friseurmeister in Sasel
„Die Schließung des Geschäfts, die finanziellen Einbußen, die Auflagen nach der Wiedereröffnung und die Sorge um die Mitarbeiter, die in Kurzarbeit arbeiten haben mich besonders betroffen. All das ging mir auch persönlich an die Nieren.
Viele Kunden waren geduldig und sehr großzügig, aber leider gab es auch Probleme da wir nach der Wiedereröffnung nicht alle Kunden kurzfristig bedienen konnten.
Die Gelder zur Unterstützung sind dankenswerterweise alle geflossen, es dauerte teilweise sehr lange und war schwer nachvollziehbar. Eine bessere Kommunikation hätte geholfen mir die Sorgen und Unsicherheit zu nehmen.
Durch die Abstandsregelungen im Salon müssen meine Mitarbeiter weiter in Kurzarbeit arbeiten, es fehlen trotz Ausweitung der Öffnungszeiten ca. 30% – 40% der Umsätze, Ich wünsche mir daher die Aufhebung der Abstandsregelungen bei weiterer Mundschutzpflicht für Mitarbeiter und Kunden. Der eingeschränkte Betrieb kann auf Dauer nicht funktionieren.
Ich hoffe der gelebte Zusammenhalt unter den Saselern wird auch nach der Corona Zeit bestehen bleiben.“
Jens Beiner, Bloch & Beiner Käse und Wurstspezialitäten, Saseler Wochenmarkt
„Die ganze Krise hat mich eher positiv getroffen. Das liegt primär auch daran, dass ganz am Anfang der Bürgermeister den Kunden gleich erklärt hat, dass Einkaufen an der frischen Luft deutlich gesünder ist, als in Supermärkten oder geschlossenen Räumen.
Das ist für uns wirklich richtig toll gewesen. Wir erleben in dieser ganzen Corona-Zeit einen massiven Zuspruch der Kunden. Davon sind wir wirklich sehr angetan. Und dann bemerken wir, dass das Geschäft sich vom Wochenende wieder in die Woche verlagert, zumindest ein bisschen, das führen wir auf Homeoffice zurück.
Als Wochenmarkthändler sehe ich die Situation im Moment ganz positiv. Auch weil wir von der Politik, insbesondere hier in Hamburg, unterstützt werden. Ich glaube das will der Bürgermeister hören und das hat er auch verdient.“
Theresa Meyer, Obsthof Meyer Neuenfelde, Saseler Wochenmarkt
„Also erstmal ist unser Geschäft besser geworden. Ich denke, das liegt daran, dass die Leute sich wieder besonnen haben, regionaler einzukaufen.
Am schönsten finde ich, dass die Wertschätzung gestiegen ist, weil wir wirklich nach wie vor immer da waren, immer die Leute mit allem versorgt haben, was wir auch sonst haben. Diese Dankbarkeit zu spüren ist überaus toll.
Dann hört man natürlich viele Geschichten von den Kunden, die einen sehr betroffen machen, wie schlecht es dem einen oder anderen geht.
Die Kunden haben wieder bewusster gegessen, möglichst viele Orangen – das war ja noch zur Apfelsinenzeit im März. Ingwer und sonstige Superfoods waren auf einmal angesagt.“
Ingrid Künzler, Wurst- und Käsespezialitäten, Saseler Wochenmarkt
„Die Kunden haben die Einschränkungen mit viel Verständnis aufgenommen. Die auseinandergezogenen Verkaufsstände und der Mund-/Nasenschutz haben dafür gesorgt, dass der Ein- und Verkauf gut vonstatten gingen.
Das Sprechen durch die Maske führte insbesondere in der Gewöhnungsphase manchmal zu Verständigungsproblemen, die aber durch gezieltes Nachfragen schnell ausgeräumt werden konnten.
Einen Umsatzeinbruch musste ich nicht verzeichnen. Sorge mache ich mir etwas, wenn die Sicherheitsabstände nicht mehr eingehalten werden (müssen).“
Hanna Wettering, Sasel
Krank- ein Wort, was gerade zu Corona Zeiten größtenteils mit körperlich kranken Menschen verbunden wird. Doch bringt diese Pandemie leider nicht nur körperliches Leid mit sich oder verstärkt ein schon vorhandenes Risiko, es kann uns Menschen auch psychisch krankmachen. Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen werden durch genau solche unsicheren und neuen Zeiten ausgelöst oder verstärkt.
Meine Freunde haben in der Corona Krise ihr Abitur geschrieben und immer war nur die Rede davon, Ansteckungen zu vermeiden. Stress pur. Viele haben sich freiwillig in Quarantäne begeben, weil sie Angst hatten, das Abi nachschreiben zu müssen.
Gleichzeitig liest man täglich über neue Todesfälle, hat Angst um den Opa im Heim, die Eltern haben plötzlich finanzielle Probleme. Doch fragt sich denn niemand, was das mit uns macht? Unsichtbares Leid schleicht sich schnell bei uns ein, Probleme über die wir immer noch nicht gerne offen reden.
Also lasst uns auf einander zugehen, aufeinander achtgeben. Zusammen können wir das auch überstehen.“
Susann & Mathias Mardt, Eiscafé Bitte mit Sahne
„Wir haben auf unserem ohnehin relativ kleinen Terrassenbereich weniger Tische und Stühle stehen. Wir tragen den Mundschutz den ganzen Tag und es ist wirklich sehr unangenehm. Unser Innenbereich wird leider kaum genutzt. Die Leute sind eher verhalten, weil viele auch keine Kontaktdaten hinterlassen möchten.
Wir haben sehr schnell und spontan einen kurzfristigen Lieferdienst auf die Beine gestellt, als wir nur noch den außer Haus Verkauf bedienen durften. Unsere Kunden haben diesen Dienst, der unter dem Motto „Support your local icedealer“ ausgerufen war, mit so einer überwältigenden Resonanz angenommen, das war unfassbar toll.
Unsere Kunden haben Gutscheine gekauft und sich mit Nachbarn, manchmal ganze Straßen solidarisiert, um bei uns Eis zu bestellen. Das war einfach großartig! Auch unsere Mitarbeiter waren stets zur Unterstützung da! Von der Politik, Stadtteilpolitikern kam nichts! Gewünscht hätten wir uns mehr Kommunikation, da wir uns ständig selbst informieren mussten, welche Auflagen gerade mal wieder aktuell sind, an welche Verhaltensregeln man sich halten muss.
Wir möchten uns auf diesem Wege nochmal für die großartige Unterstützung unserer Kunden und Mitarbeiter bedanken! Auch ohne unsere Familie, Freunde und Bekannte hätten wir so einiges nicht stemmen können.“
Fraidoon Sadeghi, Azubi im Hospital zum Heiligen Geist
„Für mich ist das Allein-Lernen sehr schwierig. Viele Fragen in den Arbeitsblättern unserer Berufsschule kann man nicht leicht verstehen, wenn man Deutsch nicht als Muttersprache hat. Bei schönem Wetter ist die Versuchung groß, raus zu gehen statt zu lernen.
Wir haben mehr auf der Station gearbeitet als geplant, weil mehr Personal gebraucht wurde. Dadurch haben wir weniger Zeit für die Schule gehabt. Es war gut, dass ich Unterstützung von deutschen Freunden bekam.
Was mir auch gefallen hat war die Wertschätzung durch unsere Bewohner, die um 13.30 Uhr am Fenster standen und für uns geklatscht haben.“
Annemieke Hünerbein, Abiturientin aus Sasel
„Demokratie bedeutet, dass alle Beteiligten gehört werden. In so einer Krise bedeuten alle Beteiligten: auch wir SchülerInnen. Mir wurde von klein auf beigebracht, mich zu emanzipieren und meine Meinung zu vertreten. Ich habe mein Amt als Profilsprecherin in meiner Klassenstufe genutzt, um das Meinungsbild meiner Stufe einzufangen.
Wir haben einen Brief an den Schulsenator Ties Rabe verfasst und ihm konstruktiv rückgemeldet, was uns stört und unter welchen Bedingungen die Abiturprüfungen stattfinden müssen, damit sich alle ausreichend geschützt fühlen.
Ein langes Standardantwortschreiben bekamen wir als Antwort. Frustrierend. Zwar wurde auf unseren Brief im Abendblatt aufmerksam gemacht, doch belustigte sich ein paar Tage später ein Kolumnist über diesen.
Die Krise zerrt an meinen Nerven. Das Abitur ist Stress pur, Unterstützung kommt nur bedingt. LehrerInnen geben sich große Mühe, uns zu unterstützen, doch nicht alle haben die Möglichkeit das auch anzunehmen und umzusetzen. Die Technik ist ein Problem. Doch nur wenige Eltern haben die Zeit, sich gerade auch um jüngere Kinder zu kümmern. Ob ein Durchschnittsabi besser gewesen wäre? Ich denke nicht. Doch in einer Demokratie sollten alle Stimmen gehört werden. Vor allem die der nächsten Generation.“
Friedemann Boltes, künstlerischer Leiter des Sasel-Hauses
„Anfang dieses Jahres feierte eine Kulturinstitution im Alstertal ihr 40-jähriges Jubiläum: das Sasel-Haus. Voller Optimismus und mit ehrgeizigen Plänen schaute der Verein in die nähere und weitere Zukunft. Doch dann kam bekanntlich vieles anders. Wurden zunächst nur einzelne Großveranstaltungen abgesagt, so musste binnen weniger Wochen der gesamte Betrieb heruntergefahren werden.
Wir haben – wie die großen Konzerthäuser und Theater – langfristige Verträge mit Künstlerinnen und Künstlern. Abgesagte Termine nachzuholen ist daher sehr aufwändig. Beim Wiederanfahren des Betriebs ist es vor allem wichtig, dies mit Bedacht zu tun.
Von Seiten des Senats und des Bezirks erfahren wir auch in dieser kritischen Zeit Unterstützung und Wertschätzung. Wir versuchen, auf die Herausforderungen der Krise mit innovativen Konzepten zu antworten, zum Beispiel mit unserem Projekt „Bei Anruf Kunst“.
Mein großer Wunsch ist es, dass die Menschen die Bedeutung und den Wert von Kultur und Begegnung in dieser Zeit neu entdecken – das wäre das Gute im Schlechten!“