GESCHICHTE

Knapp 100 Jahre, aber immer noch knackig und frisch.

Die SPD ist inzwischen über 150 Jahre alt. Sie ist die älteste deutsche demokratische Partei und entstand 1890 aus der Sozialistischen Arbeiterpartei.

Die Wurzeln der SPD in Sasel lassen sich bis in die Anfänge der Weimarer Republik zurückverfolgen. Ein genaues Gründungsdatum der Saseler SPD findet sich in den Archiven bisher leider nicht. Es ist aber zu vermuten, dass spätestens mit Beginn der Besiedelung Sasels nach 1919 auch die Gründung des Ortsvereins Sasel der sozialdemokratischen Partei – damals noch im holsteinischen Kreis Stormarn – erfolgte.

Ältestes Zeugnis aus den Gründungstagen der SPD Sasel ist die gut erhaltene Traditionsfahne mit der stilisierten aufgehenden Sonne auf der Vorderseite und dem Motto „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ auf der Rückseite der Fahne. Die Traditionsfahne der SPD Sasel wurde zu allen wichtigen Anlässen der Partei mitgeführt: Wahlen, Umzüge und Demonstrationen seien hier genannt. Aber auch im dörflichen Leben der Siedlung Sasel wird man die SPD schon von weitem an ihrer Traditionsfahne erkannt haben.

Sasel war Ende der Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts durchaus ein „rotes“ Dorf: Bei der Wahl zur Gemeindevertretung am 17.11.1929 stellte sich das Wahlergebnis wie folgt dar (Quelle: Angelika Rosenfeld: Sasel – Ein Stadtteil hat Geschichte, Hamburg, 1991):

Wahlen zur Gemeindevertretung in Sasel 1929

17.11.1929
Partei Stimmen Prozentanteil
SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands) 524 40,9
Bürgerliche Einheitsliste 207 16,2
DDP (Deutsche Demokratische Partei) 152 11,9
Interessengemeinschaft Sasel 147 11,5
KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) 85 6,6
NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) 85 6,6
KPD-Opposition 80 6,3

Sitzverteilung im Gemeinderat

17.11.1929
Partei Sitze Gemeindevertreter
SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands) 6 Ernst Lüders, Walter Elwert, Karl Tüchsen, Hermann Hempel, Otto Berger, Karl Bücheler
Bürgerliche Einheitsliste 2 Carl Schulze, Willy Roebe
DDP (Deutsche Demokratische Partei) 1 Julius Gilcher
Interessengemeinschaft Sasel 1 A. Roterberg
KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) 1 Karl Lippert
NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) 1 Peter Kramp
KPD-Opposition 0

Während der Nazidiktatur wurde die SPD verboten und die Mitglieder mussten im Untergrund weiterarbeiten, wenn sie dies konnten. Die Traditionsfahne der Saseler SPD wurde zwischen 1933 und 1945 unter den Dielen eines Hauses im Stratenbarg versteckt. Der Hausbesitzer – es ist leider nicht mehr nachzuvollziehen, wer diese Gefahr auf sich genommen hat – tat dies unter Einsatz seines Lebens.

Nach Ende der NS-Herrschaft 1945 formierte sich die Saseler SPD neu. Die Neugründung erfolgte dann nicht mehr unter dem Gliederungsnamen Ortsverein, wie sonst als kleinste Gliederung der SPD üblich, sondern man gründete sich als „Distrikt“ – so nannte die Hamburger SPD ihre kleinste Gliederungseinheit traditionell. Und Sasel gehörte seit dem Großhamburggesetz von 1937 als Stadtteil zur Freien und Hansestadt Hamburg.

Erstes Dokument aus dieser Zeit ist eine Ausgabe des SPD-Distriktsrundschreibens „Wir Saseler“ aus dem November 1949. Mehrere Faksimile können Sie als PDF-Dokumente herunterladen. Die verschiedenen Ausgaben des Distriktsrundschreibens beschreiben anschaulich die Zeit des Wiederaufbaus und der demokratischen Festigung. Sie sind ein Zeugnis aktiv gelebter (Sozial-)Demokratie vor Ort und bieten zudem recht amüsante Anekdoten aus vergangener Zeit. Besonders reizvoll sind die vielen Inserate von Saseler Gewerbetreibenden. Einige Firmen gibt es noch heute.

Diese Seite wird weiterhin „aktualisiert“ – also bei Interesse gerne noch mal vorbeischauen!

Wir würden uns freuen, wenn sich Zeitzeugen oder Nachfahren von Zeitzeugen, die noch im Besitz von alten Dokumenten, Fotos oder sonstigen Erinnerungsstücken sind, bei uns melden, damit wir unser Archiv vervollständigen können. Besonders interessieren uns natürlich fehlende Ausgaben unseres Distriktsrundschreibens WIR SASELER!

Grußwort der SPD Sasel zu „30 Jahre Siedlung Sasel“ im Jahre 1949:

„Grundsätzliche Aspekte der SPD zur gemeindlichen Aufgabe.

Viele wenig machen viel im zusammenschließenden organisatorischen Gefüge. Das ist eine Erkenntnis, die sich auch die Sozialdemokratische Partei zum Nutzen macht für die Erringung der Aufgaben sozialistischer Ordnung. Die SPD betrachtet sich dabei nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel zum Zweck. Darum braucht sie die Unterstützung der Bevölkerung für die Erfüllung ihrer Idee, nämlich der Idee, um das große Ziel der sozialistischen demokratischen Gesellschaftsordnung zu verwirklichen
So ist es auch in der Gemeinde das Bestreben der Sozialisten, eine große Linie dieserseits zu verfolgen und aich nicht von kleinlichen, hadernden Dingen überwältigen zu lassen.
Es kommt bei der gemeindlichen Behandlung der Fragen auch immer darauf an, den Kontakt mit der Bevölkerung zu halten, oder um einen anderen Ausdruck zu gebrauchen, möglichst volksnahe zu arbeiten in der kommunalen Politik.
Es war darum keine leichte Aufgabe nach dem Kriege, die verworrene Verwaltung mit der erweiterten territorialen Gebietseingliederung (Groß-Hamburg) so zu koordinieren, daß die Bevölkerung weitgehendst in ihrem Interesse die Berücksichtigung fand, die ihr nach demokratischen Gesichtspunkten zukommt.
Aus diesem Grunde wurden die „Beratenden Ausschüsse“ eingebaut, um mitzuhelfen an den schwierigen Aufgaben vor denen die Verwaltung stand und heute noch steht, infolge der allzuwenig vorhandenen Mittel um so wieder aufzubauen wie sie möchte. Die Einsetzung der beratenden Ausschüsse mit ihren Unterorganen, wie Wohnungsausschuß, Gewerbeausschuß, Bauausschuß usw. ist eine Anregung aus der SPD (und sie haben gut gearbeitet) wie auch die nun in diesem Jahre anlaufende Verwaltungsreform ein Gedanke derselben Partei ist.
Die Verwaltungsreform hat die Grundlage der kleineren Bezirksparlamente mit entscheidender Wirkung zum Gegenstand der volksnahen Politik in der Kommune genommen. Der bisher nur beratende Charakter der beratenden Ausschüsse wird also gewechselt mit einem Bezirksparlament.
In diesem oben ausgeführten Sinne ist es das Bestreben der Sozialdemokraten, für die Bevölkerung Sasels alles zu tun, was menschen-
möglich ist unter Einhaltung der sozialistischen Idee im Rahmen der Hamburgischen Verwaltung.

SPD-Landesorganisation Hamburg, Distrikt Sasel. 0. R.“

Hier finden Sie einige Ausgaben der SPD-Schrift „WIR SASELER“:

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